Standpunkt Stiftung

Standpunkt Stiftung: Alles zugleich: Umwelt, Klima, Menschen, Tiere und Gesundheit

Von Katrin Tönshoff-Wilkes, Geschäftsführerin St. Dominikus Stiftung Speyer 

Was haben TV-Moderator und Stifter Eckart von Hirschhausen, Papst Franziskus und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir gemeinsam? Sie fordern uns auf, unseren Fleischverzehr zu reduzieren. Aber ist Essen nicht reine Privatsache? Und was hat der Konsum von Fleisch eigentlich mit Stiftungen zu tun?

Bewusstseinsbildung als Herausforderung

Riesige Teile des Regenwalds werden wegen des Anbaus von Soja abgeholzt. Schadet der Genuss von Tofu, Sojamilch & Co folglich der Umwelt? Nein. Denn rund 80 % der weltweit produzierten Sojabohnen landen nicht auf dem Teller, sondern als Futtermittel in Tiertrögen der Massentierhaltung (sowie in Aquakulturen) – zusammen mit unzähligen weiteren Tonnen an Weizen, Mais und Raps. Gleichzeitig stirbt alle 10 Sekunden ein Kind an Hunger. Der Anbau von Futtermitteln bzw. das Verfüttern wertvoller Getreide an sogenannte „Nutztiere“ ist eines von vielen Problemen, die die Massentierhaltung verursacht. „Industrielle Massentierhaltung ist einer der ganz großen Klimakiller“, bringt Eckart von Hirschhausen in seinem Buch „Mensch, Erde!“ ein weiteres Problem auf den Punkt – sie ist „verantwortlich für mehr Treibhausgabe als alle Autos, alle Schiffe und alle Flugzeuge auf der Welt zusammen“.  

Diese Erkenntnis ist inzwischen auch in Rom angekommen. „In bestimmten Gegenden der Welt ist es auch angebracht, weniger Fleisch zu konsumieren, was ebenfalls zur Rettung der Umwelt beitragen kann", schreibt Papst Franziskus, Oberhaupt der katholischen Christen, im Juli 2022 in einem Brief an die Teilnehmer einer EU-Jugendkonferenz in Prag.  

Zusammengefasst und umgekehrt formuliert: pflanzliche Lebensmittel sind ressourcenschonender und haben den geringsten CO2-Fußabdruck. Pflanzenbasierte Ernährung ist gut fürs Klima, für die Umwelt, für die Tiere – die meisten von uns würden wohl kaum mit ansehen, wenn ihr Haustier so behandelt würde wie ein Schwein oder ein Huhn in der Massentierhaltung – , aber ist pflanzenbasierte Ernährung auch gut für die menschliche Gesundheit?

Gesund und munter

Die Annahme, Fleisch sei als Proteinlieferant unersetzlich, ist längst widerlegt. Es ist wissenschaftlich ausführlich erforscht und belegt, dass eine abwechslungsreiche und vollwertig-pflanzenbasierte Ernährung nicht nur gesund, sondern auch im Stande ist, einer Vielzahl von Zivilisationskrankheiten vorzubeugen und entgegenzuwirken. Je unverarbeiteter Lebensmittel sind, desto gesünder – das gilt für alle Ernährungsweisen. 

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) unter Leitung von Bundesminister Cem Özdemir arbeitet derzeit an einer Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Eines der vier erklärten Ziele der Strategie: eine stärker pflanzenbasierte Ernährung.  

„Ernährung hat eine Schlüsselrolle für Gesundheit und Wohlbefinden, aber auch für eine nachhaltige Entwicklung. Deshalb sind eine gesunde und eine nachhaltige Ernährung gleichrangige Ziele der Ernährungsstrategie“, so Cem Özdemir.  

Ist Essen Privatsache?

Aber ist die Entscheidung darüber, was auf unseren Tellern landet, nicht Privatsache? Wie gesehen betreffen die Folgen unserer Ernährungs- (wie auch anderer) -entscheidungen nicht nur uns selbst, sondern das Klima und unsere Umwelt, unsere tierischen Mitgeschöpfe, das solidarische Gesundheitswesen sowie Arbeitsbedingungen von Menschen rund um den Globus und können somit kaum als reine Privatsache angesehen werden. 

Was hat Essen mit Stiftungen zu tun?

Tausende von Stiftungen in Deutschland fördern, tragen und / oder betreiben Kitas, Schulen, Hochschulen, Bildungshäuser, Krankenhäuser, Behindertenwerkstätten, Seniorenheime und andere Einrichtungen, in denen sich tagtäglich hunderttausende von Menschen versammeln – und essen. In Mensen, Kantinen und Cafeterien.  

Den Konsum tierischer Lebensmittel in von Stiftungen geförderten, getragenen oder operativ betriebenen Einrichtungen zu reduzieren und den Anteil pflanzlicher Lebensmittel zu erhöhen ist ein konkreter Handlungsansatz für Stiftungen, um gleich mehrere der 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) aktiv zu unterstützen. 

 

In der DSA-Rubrik "Standpunkt Stiftung" werden ausgewählte Stiftungsthemen durch Meinungsbeiträge von Vertreterinnen und Vertretern aus der Stiftungswelt beleuchtet. Weitere Standpunkte finden Sie unter "Aktuelles".