Standpunkt Stiftung

Standpunkt Stiftung: Stiftungen in der Klimakrise – wer, wenn nicht wir!

von Dr. Felicitas von Peter, Gründerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Active Philanthropy

Die Klimakrise ist längst kein Thema mehr, sondern der Aggregatzustand unserer Welt. Klimaschutz und Folgenanpassung betreffen alle Bereiche unserer Gesellschaft. Was bedeutet das für Stiftungen? Anfangs mag man es als Störung im Betriebsablauf empfinden. Aber mit jedem Schritt lassen sich neue Chancen entdecken, ohne deswegen die eigenen Förderziele auf den Kopf stellen zu müssen. Leider engagieren sich Stiftungen bisher noch viel zu wenig. Daher möchte ich Sie herzlich zum Aufbruch anstiften.

Während die Politik um Interessensausgleich ringt, die Wirtschaft bessere Rahmenbedingungen fordert und die bereits engagierte Zivilgesellschaft immer ungeduldiger wird, müssen Stiftungen mehr Verantwortung übernehmen. Denn die Klimakrise spielt bei europäischen und deutschen Stiftungen noch eine viel zu geringe Rolle. Weltweit fließen derzeit nur zwei Prozent aller Spendengelder in den Klimaschutz. Dabei sollten gerade Stiftungen alarmiert sein. Die Folgen der Krise bedrohen die philanthropischen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte.

Klimaschutz als Chance für Stiftungen

Deswegen ist es höchste Zeit, sich auf den Weg zu machen. Jede Stiftung – völlig unabhängig von ihren Förderzielen und Finanzmitteln – kann und muss ihren Beitrag leisten. Und dieser Beitrag stellt eine große Bereicherung in Aussicht. Das eigene Programm mit der Klimaperspektive zu verbinden, kann erheblich zum langfristigen Erfolg Ihrer Stiftungsaktivitäten beitragen.

Zum Beispiel können Sie allein durch eine Maßnahme wie "Divestment/ Investment" enorme Wirkung entfalten; also indem Sie Ihr Vermögen weg von fossilen und hin zu nachhaltigen Anlagen umsteuern. Auch in vielen anderen Fällen können sich Förderziele und Klimaschutz, bzw. Anpassung gegenseitig beflügeln.

Grundsätzlich stellen sich diese Fragen: Wie kann sich der Klimaschutz positiv auf unser Förderprogramm auswirken? Wo lauern Risiken für unsere Stiftungsarbeit? Und wie gehen andere Stiftungen das Thema an?

Niemand muss bei null anfangen

Die wichtigste Voraussetzung liegt in der richtigen Einstellung: Begreifen Sie sich mit Ihrer Stiftung als Pioniere und haben Sie die Zuversicht, Neues zu wagen. Zudem gibt es längst Stiftungen, die in ganz verschiedenen Bereichen Klimaaspekte in ihr Programm einbezogen haben. Gesundheit, gute Luft, Bildung und Ausbildung für den zukünftigen Arbeitsmarkt, Diversität oder Stärkung der Demokratie: Was passt am besten zu Ihren Zielen? Schauen Sie sich auch nach Partnern und Netzwerken um und bauen Sie auf den Erfahrungen und dem Wissen anderer auf.

Erlauben Sie mir zum Schluss noch ein Wort an Sie persönlich: Was man in der eigenen Stiftung für eine lebenswerte Zukunft unternimmt, tut man nicht zuletzt für sich selbst und unsere Kinder und Enkel. Gemeinsinn und Eigennutz gehen hier Hand in Hand. Ich freue mich daher von Herzen, wenn Sie mit Ihrer Stiftung den Aufbruch wagen. Nur Mut!

Nachhaltigkeit und Klimawandel werden für Stiftungen zu immer wichtigeren Themen. Im neuen Zertifizierungslehrgang "Nachhaltigkeit und Klimakrise - Online-Lehrgang für verantwortungsvolleStiftungsarbeit" vom 2. März bis zum 11. Mai 2022 erlangen Teilnehmende fundiertes Wissen über das komplexe Themenfeld und erarbeiten Strategien und Umsetzungspläne. 

In der DSA-Rubrik "Standpunkt Stiftung" werden ausgewählte Stiftungsthemen durch Meinungsbeiträge von Vertreterinnen und Vertretern aus der Stiftungswelt beleuchtet. Weitere Standpunkte finden Sie unter "Aktuelles".